Königlich Bayerische Hoflieferanten in Zahlen


Von Marita Krauss

Der Titel eines Königlich bayerischen Hoflieferanten war attraktiv. Daher fand auch eine sorgfältige Auswahl statt. In manchen Phasen erhielten weniger als ein Drittel der mit besten Referenzen versehenen Antragsteller den begehrten Titel.

Unter Ludwig II. änderte sich die Ablehnungsquote, nun war mehr als die Hälfte der Anträge erfolgreich: Ein Großteil der Ernannten war in München ansässig, rund zehn Prozent im übrigen Bayern, etwas weniger im übrigen Deutschland und im Ausland. Seit den späten achtziger Jahren stieg die Anzahl der Anträge: Bis 1899 wurden über tausend Anträge gestellt, davon jedoch nur 395 genehmigt; bis 1905 gingen über 700 Anträge ein, von denen deutlich weniger als ein Drittel zustimmend beschieden wurden. Sichtbar wird die überproportionale Berücksichtigung Münchens, die sich nur langsam zugunsten des übrigen Bayern ausglich: Mehr als die Hälfte der Hoftitelträger stammte aus der Haupt- und Residenzstadt.

In der gesamten Zeit der Monarchie zeichneten die bayerischen Könige und der Prinzregent insgesamt 1699 natürliche Personen aus, davon 1150 mit dem Hoflieferantentitel und 549 mit dem Hoftitel; weitere 39 wurden vom Hoflieferanten zum Hoftitelinhaber „befördert“. Dies geht aus den Veröffentlichungen in den Regierungsblättern hervor.

Nach München stand Nürnberg an der Spitze der Verleihungen, gefolgt von Würzburg, Bamberg und Regensburg. Augsburg konnte nur wenige Titel verbuchen, fast gleich viele wie Bad Kissingen, der beliebte Kurort. Berchtesgaden brachte es immerhin auch noch auf eine stattliche Zahl an Hoftiteln. Dies zeigt, dass die Verleihungen sich weiterhin an der Nähe zum „königlichen Hoflager“ orientierten. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass sie auf Antrag erfolgten – wer also mit dem Münchner Hof nicht viel zu tun haben wollte, stellte sicherlich keinen Antrag. Das könnte ein Grund für die geringe Zahl an Hoftiteln in Augsburg sein.

Die Frage, wie viele Firmen den Titel in Bayern erhielten, ist noch schwieriger zu beantworten als die Frage nach den Titelträgern: Titel wurden immer nur an natürliche Personen, nicht an Firmen verliehen und mussten von den Erben neu beantragt werden; hinzu kommen Besitzwechsel mit Namensänderungen. Deshalb sind gewisse Abweichungen bei den Ergebnissen unvermeidlich. Letztlich waren es rund 750 Firmen, deren Besitzer in einer oder mehreren Generationen den Hoflieferantentitel verliehen bekamen und etwas über 300 Firmen mit Hoftitel.

Den Rekord an Verleihungen halten die Firmen Uhren-Huber und die Buchhandlung Palm in München mit jeweils fünf Hoftitelverleihungen; es folgen die Kölnisch-Wasser-Firma Farina in Köln, die Firma des Photographen Joseph Albert, die Seifenfirma Röckl und die Glasfirma Steigerwald mit vier sowie Buchhandlung und Kunstverlag Adolf Ackermann, Weingut und Weinhandlung Maucher, die Kürschnerei Rom, die Wäschefabrik Siewecke, die Hutfirma Zehme und das Künstlerbedarfsgeschäft Schachinger mit drei Verleihungen. Dies bedeutete jedes Mal eine nächste Generation, Firmenübergaben, Neuanfänge. Etlicher dieser Firmen bestehen heute noch, so Ackermann, Farina, Uhren-Huber, Schachinger und Zehme.


Prof. Dr. Marita Krauss

ist Autorin des Buches „Königlich bayerische Hoflieferanten“,
München (Volk Verlag) Copyright 2009